Moderne Architektur: Kubus-Villa mit Flachdächern und Pool
FORM FOLGT FUNKTION

Moderne Architektur: der fortgeführte Funktionalismus

Moderne Architektur folgt dem Prinzip des Minimalismus sowie Nachhaltigkeit: Klare Formen, schlichte Farben und natürliche Materialien bestimmen die Bauten des 21. Jahrhunderts. So auch in Schweizer Grossstädten.

Das Wahrzeichen einer Stadt ist oft ein historischer Bau. Was aber wäre eine moderne Stadt ohne moderne Architektur? Das Bild Schweizer Grosstädte wie Basel, Zürich und Bern wird – mit dem Erbe alter Zeiten vereint – durch hervorragende Realisierungen moderner Architekten geprägt. Doch was zeichnet diese aus?

Dominierende Baustoffe moderner Baukunst

Mit der industriellen Revolution wurden die positiven Materialeigenschaften von Beton, Stahl und Glas entdeckt. Seit dem 20. Jahrhundert sind diese die dominierenden Baustoffe der neuen Baukunst. Berühmte Architekten der klassischen Moderne folgten Louis Sullivans wegweisendem Prinzip «Form follows function» (1896). Die neuen Architekturströmungen, nämlich die Kunstschule «Bauhaus», das holländische Künstlerforum «De Stijl» und der Konstruktivismus, schlossen sich ihm an. Die Ästhetik eines Bauwerks wird nicht mehr vom klassischen Bauschmuck bestimmt. Stattdessen gewinnt das konstruktive Gerüst immer mehr an ästhetischen Wert.

Natürliche und nachhaltige Materialien: Holz und Stein

Um dem Nachhaltigkeitsanspruch der heutigen Zeit gerecht zu werden, kombiniert die moderne Architektur die Materialien Beton, Stahl und Glas mit natürlichen Materialien wie Holz und Stein. Diese sind wegen ihrer ökologischen sowie ökonomischen Vorteile und der witterungsbedingten Robustheit sehr beliebt. Auch strahlen sie mit ihrer natürlichen Erscheinung ein wohnliches Klima aus.

Die moderne Architektur und ihre Formen

Otto Wagners Gedanke von 1906 spiegelt sich auch noch in den neuesten, zeitgenössischen Bauten wieder: «Die moderne Baukunst sucht Form und Motive aus Zweck, Konstruktion und Material herauszubilden [...]. Diese einfachen Formen sind sorgfältig untereinander abzuwägen, um schöne Verhältnisse zu erzielen [...].» Der Kubus wurde mit seinen rechten Winkeln zu einer beliebten Form des Funktionalismus. Im Laufe der Entwicklung der modernen Architektur wurde das architektonische Formrepertoire um die organische Form erweitert, welche die menschlichen Bewegungen nachahmt.

Moderne Häuser: introvertierter Minimalismus

Moderne Häuser sind gegenüber den Altbauten unverwechselbar: Hier findet man keine ausgeladenen Vordächer, farbigen Fassaden oder üppigen Verzierungen. Sie bedienen sich vielmehr einer modernen und zweckmässigen Formsprache, wobei die Zweckmässigkeit vor allem der Wohnlichkeit dient. An moderne Häuser wird der Anspruch gestellt, dass ihre Bewohner darin gut und schön leben können. So arbeiten berühmte Architekten heute eifrig an schlichten, quaderförmigen oder organischen Bauten aus Beton und Stahl, deren Masse von grosszügigen Glasflächen kompensiert wird. Das Glas erfüllt in der Baukunst unterschiedliche funktionale und ästhetische Ansprüche: So lässt es viel Licht in die Räume hineindringen und die äussere Sphäre mit den Innenräumen verschmelzen. Die Fassaden von Betonbauten sind entweder in einem neutralen, puristischen Weiss oder mit einer schönen Verkleidung aus Naturmaterialien versehen. Das Flachdach löst in der modernen Architektur das traditionelle Ziegeldach immer mehr ab. Es sieht nicht nur moderner aus, sondern bietet mit einer horizontalen Erweiterung gleichzeitig eine Überdachung für die Loggia oder Terrasse.

Zusammenfassend kommt die schlichte Eleganz moderner Wohnbauten durch folgende Formen und Elemente zum Ausdruck:

  • Klare Linien
  • Kubus bzw. quaderförmige Wohnblöcke
  • Flachdächer
  • Raumhohe Fenster mit grosszügigen Glasfronten
  • Verkleidung von Fassaden mit natürlichen Rohstoffen wie Holz und Stein
  • Grellen Farben wie Orange, Grün, Gelb und Pink setzen Farbakzente in Fassaden
  • Organische Formen wie z.B. geschwungene Treppen

Beispiele für grossartige Schweizer Architekten

  • Das Basler Architekturbüro Herzog & de Meuron wurde von Jaques Herzog und Pierre de Meuron 1978 gegründet. Die beiden Architekten gelten als die international renommiertesten Basler Architekten der Neuzeit und wurden mit zahlreichen Architekturpreisen, insbesondere dem Pritzker-Preis, geehrt. Besonders bekannt sind sie für den Basler Messe-Donut, das neu erbaute Roche-Gebäude sowie das Vitra-Haus in Weil am Rhein. Mit ihrem Projekt für die Londoner Tate Moderne wurden die Architekten zur internationalen Grösse. Sie übernahmen für die Olympischen Spiele 2008 den Entwurf und Bau des Nationalstadions in Peking.
  • Das Architekturbüro Buchner Bründler Architekten hat seinen Sitz ebenfalls in Basel. Gegründet wurde es von Daniel Buchner und Andreas Bründler. Charakteristisch für Buchner Bründlers Wohnhäuser ist eine moderne Kombination der Materialien Beton, Glas und Holz zu einem einheitlichen Block mit klaren Linien. Mit Gebäuden wie dem Schweizer Pavillon für die World Expo 2010 in Shanghai oder dem Volta Zentrum Basel haben die Basler Architekten Buchner Bründler internationales Renommee erlangt. Ihr im Jahre 2002 entstandenes Projekt, ein Lofthaus in Basel, wurde mit dem Preis für Gute Bauten des Kantons Basel-Stadt ausgezeichnet. Zu ihren Arbeiten zählen zahlreiche moderne Häuser.
  • Peter Vetsch ist für seine Erdhäuser bekannt. Der Sitz seines Architekturbüros befindet sich in Zürich. Schon in den 1970er-Jahren begann er, Gebäudehüllen aus Spritzbeton zu konstruieren. Seine Erdhäuser zeichnen sich durch eine minimale Fläche und ein maximales Volumen aus. Vetsch Häuser sind nicht quaderförmig, sondern organisch.

Titelbild: Franck-Boston, iStock, Thinkstock

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