Alle Lederarten für Möbel auf einem Blick
LEDER ABC

Lederarten von A(nilin) bis V(elours)

Anilinleder oder Veloursleder – für viele Fachchinesisch, das man im Möbelhaus antrifft. Die Auswahl an verschiedenen Lederarten für Polstermöbel ist so gross, dass man schnell mal den Überblick vor lauter Leder verliert.

Leder ist nicht gleich Leder. Es gibt unterschiedliche Gerbarten, Herstellungsprozesse und Möglichkeiten wie man das Naturmaterial weiter verarbeitet. So entsteht eine ganze Bandbreite an verschiedenen Lederarten. Prinzipiell lassen sich drei Gruppen ausmachen, die sich in der Optik und im Griff unterscheiden: Glattleder, Rauleder und Spaltleder. Sie bündeln wieder Untergruppen. Für welche Sie sich entscheiden, ist nicht nur Ihrem Bedürfnis, sondern auch Ihrem persönlichen Geschmack geschuldet.

Lederart: Glattleder

Glattleder wird auch als Narbenleder bezeichnet, da die genarbte Struktur der Hautoberfläche erhalten bleibt. Je nachdem wie man das Leder weiterverarbeitet, lässt sich die Gruppe in Untergruppen aufteilen: Von naturbelassenem Glattleder spricht man, wenn keine Färbungen vorgenommen wurden. Kommt jedoch Farbe ins Spiel, unterscheidet man zwischen Anilinleder, pigmentiertem Leder oder der Mischung aus beidem, dem Semi-Anilinleder.

  • Anilinleder

Wird offenporiges Glattleder mit einem löslichen Farbstoff gefärbt, entsteht Anilinleder. Oft wird es fälschlicherweise mit anderen Lederarten wie dem pigmentierten Leder verwechselt. Beim Anilinleder legt sich keine Farbschicht über das Leder, so dass die natürliche Struktur der Lederhaut noch deutlich zu erkennen ist. Durch die offenen Poren reagiert die Oberfläche jedoch sehr empfindlich auf Reibungen und Flecken. Zeckenbisse oder vernarbte Verletzungen des Tieres können störend sein, weshalb nur absolut makellose Hautteile verwendet wird – und aus dem Anilinleder ein teures Sitzvergnügen macht. Das Leder fühlt sich dafür, verglichen mit anderen Lederarten, sehr weich an. Zudem wird es durch die schnelle Anpassung an die Körpertemperatur als warm empfunden.

Ein Beispiel für Anilinleder ist Büffelleder: Durch sein gröberes Porenbild unterscheidet sich Büffelleder deutlich vom Rindsleder und anderen Lederarten. Es eignet sich dank dieser Eigenschaft sehr gut für das Anilinleder. Büffelhaut gilt als sehr widerstandsfähig und haltbar, bleicht jedoch mit der Zeit aus, wird speckig und ist durch seine offenen Poren fleckenempfindlich. 

  • Semi-Anilinleder

Da das offenporige Anilinleder ein sehr heikles Material ist, eignet es sich nur bedingt als Bezug für Polstermöbel. Durch eine leichte Pigmentierung hat man versucht diesem Problem entgegenzuwirken. Der Trick ist, das empfindliche Leder mit einer dünnen Pigmentschicht zu schützen, ohne das natürliche Bild der Hautstruktur zu verdecken. Auch im Griff sollte sich richtiges Semi-Anilinleder noch weich und warm anfühlen. Ausserdem gilt Obacht beim Möbelkauf! Denn viele Lederarten werden oft als «Semi-Anilinleder» bezeichnet, um eine bessere Qualität zu suggerieren. Da es keine festen Grenzwerte gibt, sollte man das neue Ledermöbelstück also unbedingt vor dem Kauf testen.

  • Nappaleder

Sehr weiches und geschmeidiges Glattleder, das gegerbt wurde, wird als Nappaleder bezeichnet. Es kann pigmentiert, durchgefärbt, geschliffen oder auch einfach naturbelassen sein. Je nachdem wie man es also behandelt, weist das Nappaleder unterschiedliche Eigenschaften auf und muss entsprechend gepflegt werden.

  • Pigmentiertes Leder

Pigmentiertes Leder wird auch als zugerichtetes Leder bezeichnet. Dabei handelt es sich um Leder, das mit einer deckenden Farbschicht bestrichen oder besprüht wurde. Hergestellt wird die Farbe aus einer Mischung von Pigmenten und Bindemittel und unterscheidet sich wesentlich von löslichen Farbstoffen, die für das Anilinleder verwendet werden. Denn die Pigmentmischung legt sich wie ein schützender Mantel um das Leder und dringt nicht durch die Poren ein. Dadurch wird das Material resistenter und reagiert weniger empfindlich auf Flecken sowie andere Verschmutzungen. Da Imprägnierungen schnell abreiben, können heikle Lederarten gerade durch die Pigmentierung dauerhaft geschützt werden.

  • Rindsleder

Rindsleder ist eine gängige Lederart, die zudem recht erschwinglich ist. Da Rindfleisch zu den am häufigsten konsumierten Fleischsorten zählt, fällt viel Rohmaterial an, welches zu Leder weiter verarbeitet werden kann. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Haut des Wiederkäuers ziemlich robust und fest ist, so dass man es vielfältig einsetzen und für unterschiedliche Lederarten verwenden kann.

Wie erkennt man echtes und hochwertiges Leder?

Der Fingertest: Lassen Sie Ihren Finger über das Leder gleiten. Gutes Leder ist weich und geschmeidig im Griff. Der Bezug sollte weder zu schlaff, noch zu gespannt sein.  

Der Farbtest: Dazu müssen Sie ein Taschentuch leicht anfeuchten und an das Ledersofa drücken. Bei gutem Leder bleibt das Tuch weiss. Das zeigt, dass sich die Farbe auch später nicht abfärbt.

Der Sitztest: Hier sollten Sie drauf achten, wie schnell sich das Leder an Ihre Körpertemperatur anpasst. Handelt es sich um hochwertiges Leder, sollte das sehr schnell der Fall sein.

Lederart: Rauleder

Leder das angeschliffen oder aufgeraut wurde, bezeichnet man als Rauleder. Durch den Schleifprozess entsteht eine samtige Oberfläche, die dem Leder einen angenehmen Griff verleiht, es gleichzeitig aber auch sehr empfindlich macht. Bekannte Lederarten dieser Gruppe sind das Velours-, Wild- und Nubukleder.

  • Nubukleder

Leder, das auf der glatten Hautoberfläche leicht angeschliffen wurde, nennt man Nubukleder und gehört zur Gruppe der Rauleder. Durch das Anrauen und Schleifen erhält es einen samtartigen Charakter, ist weich im Griff und atmungsaktiver als andere Lederarten. Dafür sind Sitzmöbel aus Nubukleder auch sehr anfällig für Flecken und verspecken leicht.  

  • Veloursleder

Beim Veloursleder handelt es sich wie beim Nubukleder um eine Raulederart. Sie ähneln sich in der Optik und teilen auch fast die gleichen Eigenschaften, unterscheiden sich jedoch wesentlich in der Herstellung. Veloursleder wird nicht etwa an der Narbenseite (Hautoberfläche) angeschliffen, sondern am Fleischspalt («Innenseite» der Lederhaut). Oft handelt es sich auch um ein Spaltleder, das auf beiden Seiten aufgeraut wurde.   

Lederart: Spaltleder

Spaltet man die Lederhaut in mehreren Schichten, entsteht das sogenannte Spaltleder. Die Qualität bzw. die Festigkeit des Leders nimmt gegen das Fleischinnere ab. Je nachdem wie man das Leder dann weiter verarbeitet, kann es die Eigenschaften des Glatt- oder Rauleders annehmen.

Die Lederarten im Überblick

Anilinleder – ist sehr weich und fühlt sich warm an, dafür aber sehr teuer und fleckenempfindlich.

Semi-Anilinleder – umgeht das Fleckenproblem beim Anilinleder, verliert jedoch bei zu viel Pigmentierung das weiche und warme Sitzgefühl.

Nappaleder – ist sehr geschmeidig und weich, verlangt aber je nach Weiterverarbeitung eine andere Pflege.

Pigmentiertes Leder – wird dank der schützenden Farbschicht fleckenresistent, fühlt sich jedoch kalt und weniger weich an. 

Nubukleder – besitzt einen samtigen und weichen Griff, aber Vorsicht vor Flecken und Verspeckungen.

Veloursleder – hat die gleichen Vor- und Nachteile wie Nubukleder.

 

Text: Ching Guu / Titelbild: Marko Beric, Hemera, Thinkstock

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