Schweiz-Französischer Architekt Le Corbusier
ZUM 50. TODESTAG

Le Corbusier – radikaler Revolutionär der Architektur

Le Corbusier gilt als Verkörperung der modernen Architektur schlechthin. Am 21. Mai 2015 eröffnete das Centre Le Corbusier/Museum Heidi Weber anlässlich seines 50. Todestages die Ausstellung «Chandigarh sehen. Schweizer Reportagen». Sie beleuchtet sein wohl grossartigstes Projekt.

Charles-Édouard Jeanneret-Gris (1887 bis 1965), geboren in La Chaux-Fonds, ist heute vor allem unter seinem neuen Namen Le Corbusier bekannt. Nach seiner Übersiedelung nach Paris machte er sich weltweit als Architekt, Stadtplaner, Maler, Bildhauer und Möbeldesigner einen Namen. In Indien entstand sogar die ganze Stadt Chandigarh, Hauptstadt der Provinz Punjab, nach seinen Entwürfen. Mehrere Schweizer Fotografen haben die Stadt besucht, um das «lebende Designmuseum» von Le Corbusier fotografisch festzuhalten. Einige davon sind in der aktuellen Ausstellung «Chandigarh sehen. Schweizer Reportagen» zu sehen.

Le Corbusiers Architekturtheorie: Anfänge des Brutalismus

Nach Corbusier soll die neue Architektur sich von jeglichem Schmuckwerk distanzieren und sich nur noch durch Zweckmässigkeit und Funktionalität auszeichnen. Seine Ideen setzte er unter Einsatz von Eisenbeton, Stahl und Fertigteilen um. Diese waren für ihn Ausdruck einer klaren Sprache. So formulierte er in den 1920er-Jahren die fünf Punkte einer neuen modernen Architektur, welche den Stil des Brutalismus vorbereiteten:

  • Stützen als tragende Elemente
  • Dachgarten mit Grünfläche anstelle des Steildaches
  • Freie Grundrissgestaltung mithilfe eines Pfostensystems
  • Langfenster für einen gleichmässigen Lichteinfall
  • Freie Fassadengestaltung, unabhängig von der inneren Einteilung
Parlamentsgebäude von Le Corbusier in Chandigarh, Indien

Corbusiers puristische Farblehren

In den 1920er-Jahren experimentierte der Architekt und Künstler mit Farben und entdeckte dabei ihre Wirkung für die Architektur. Mit Pinsel und Spachtel liess er sich bei der Betrachtung der Farben nur von seinen Empfindungen leiten. Daraufhin entstand eine puristische Farblehre, die sich an die natürliche Wirkung von Farben orientierte: Blau erzeugt einen Eindruck von Weite, Rot festigte sich in der Fläche, Grau löst ein Gefühl von Ruhe aus, Weiss macht sichtbar. Auf Basis seiner Farblehre entwickelte er die Klaviatur der Farben, eine Farbsammlung für Tapeten mit 43 Farbtönen.

Designer-Möbel: Die LC-Serie

Die architektonischen Prinzipien Rationalität und Klarheit sollen sich auch im Möbel wiederspiegeln. So stellte er als Möbeldesigner diverse Stühle, Sessel und Sofas mit einem Stahlrohrskelett und Lederüberzug her. In Zusammenarbeit mit Pierre Jeannerat und Charlotte Perriand brachte er die siebenteilige LC-Serie heraus. Dazu zählen der Stuhl Basculant LC1, der kubistische Armlehnensessel LC2, ein dreisitziger Sessel LC3, eine verstellbare Liege Chaise Longue LC4, das Sofa LC5, ein Esstisch LC6 und ein Drehstuhl LC7.

Auszeichnungen und Ehrungen:

Le Corbusier auf dem 10 Franken-Schein

  • 1934 bis 1968: Mehrere Ehrendoktortitel, verliehen von verschiedenen Universitäten
  • 1968: Honorary Member of the AIA American Institute of Architects
  • 1937 Ritter, 1952 Kommandeur und 1963 Grossoffizier der franz. Ehrenlegion
  • 1997 wurde sein Portrait auf dem Zehn-Franken-Schein abgebildet

Le Corbusier, ein Faschist?

Eine Auswahl von Corbusiers Briefen belegt: Der grosse Architekt war Antisemit und Bewunderer Hitlers. Nach Hitlers Eroberung über Frankreich kooperierte das Vichy-Regime mit den Nazis. Dieses Jahr hat Frankreich Corbusiers enge Beziehung zum Vichy-Regime enthüllt. Als Mensch war er ein monomanes und elitäres Wesen. Trotzdem interessierte sich nach dem zweiten Weltkrieg niemand mehr für seinen Hang zum Faschismus. Nach seiner Befreiung führte er seine Entwürfe weiterhin durch und wurde zu einer namhaften Grösse des 20. Jahrhunderts.

Sonderausstellung zum 50. Todestag (2015)

Zu Ehren des Architekten eröffnete das Museum im Zürcher Seefeld am 21. Mai 2015 die Ausstellung «Chandigarh sehen. Schweizer Reportagen». Die Ausstellung ist noch bis zum 4. Oktober 2015 zu sehen. Hier finden Sie das Begleitprogramm.

Titelbild: orionpozo via flickr.com (CC BY 2.0/ weitere Bilder:  Chiara Facchetti via flickr.com (CC BY-SA 2.0); graffoto8, iStock, Thinkstock

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