Whisky ist ein Dauerbrenner unter den Getränken – aber wie trinkt man ihn richtig?
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Whisky trinken: Fünf Fragen an Whisky-Experten Donald Colville

Pur? Mit einem Spritzer Leitungswasser? Auf Eis? Whisky lässt sich auf viele verschiedene Arten geniessen, aber welche ist nun die richtige? Fachmann Donald Colville erklärt, worauf es beim Genuss und beim Kauf eines guten Whiskys wirklich ankommt.

Rauchig, herb und stark alkoholisch: Whisky ist ein Getränk, das es in sich hat – ein richtiger «Gentlemen’s drink» eben, oder? Wir haben den Whisky-, oh pardon, Scotch-Experten Donald Colville aus Schottland getroffen, um die wichtigsten Fragen zum Whisky-Genuss zu klären und mit den schlimmsten Klischées aufzuräumen.

Whisky ist ein Dauerbrenner unter den Getränken – aber wie trinkt man ihn richtig?

Donald, wie würden Sie den Begriff «Whisky» erklären?

Ich spreche über Scotch, nicht über Whisky. Ich bin eben sehr stolz darauf, für einige unglaubliche Scotch Brands gearbeitet zu haben – und da spricht man unbedingt von «Scotch», wenn man schottischen Whisky meint. Aber gut, was ist Scotch für mich? Für mich ist Scotch Schottlands Geschenk an die Welt. Scotch ist für Schottland, was die Alpen für die Schweiz sind – oder Schokolade!

Er hat etwas, das keine andere Spirituose – und auch kein anderer Whisky – hat, nämlich eine unglaubliche Vielfalt an verschiedenen Aromen. Whisky wurde ursprünglich immer weiter in eine sanfte, delikate Richtung entwickelt – ein Einfluss von den irischen Cousins, nehme ich an. Entlang der schottischen Highlands wird er immer aromatischer. Und an der Westküste Schottlands, wo ich herkomme, ist er schon sehr aromatisch und rauchig.

Whisky ist ein Dauerbrenner unter den Getränken – aber wie trinkt man ihn richtig?

Gibt es wie beim Weintrinken einen klassischen Weg, um Whisky oder Scotch zu trinken?

Wenn man einen Whisky oder Scotch analysieren und richtig verstehen möchte – wie beim Wein –, dann ist es gut, wenn der Whisky die richtige Temperatur hat und in einem speziellen, konkaven Glas serviert wird. So werden die Aromen im Glas gehalten. Allerdings gibt es dabei ein Problem: Die Leute sagen einem, dass es nur einen richtigen Weg gibt, Whisky zu trinken. Es wird gesagt, man dürfe seinen Whisky nicht in einem Cocktail trinken, nicht mit Wasser, nicht mit Eis – das ist absoluter Unsinn!

Das widerspricht dem gesamten Konzept des Whiskytrinkens. Man trinkt ihn eben nicht, um ihn zu analysieren, sondern aus sozialen Gründen. Ganz früher sass man in einem Kreis und trank zusammen – daher kommt auch der Begriff «eine Runde ausgeben». Wir können den Leuten nicht sagen, wie sie ihren Whisky trinken sollen. Whisky sollte so getrunken werden, wie es derjenige möchte.

Wie mögen Sie Ihren Scotch am liebsten?

Whisky ist ein Dauerbrenner unter den Getränken – aber wie trinkt man ihn richtig?(lacht) Ich habe 20 Distillerien, für die ich arbeite. Manchmal mache ich daraus einen Witz, dann sage ich: Ich denke über meine Whiskys auf die gleiche Weise, wie meine Mutter über mich und meine Brüder denkt. Sie liebt uns alle gleich, aber an einem Tag mag sie den einen mal lieber, am nächsten Tag einen anderen. Im Sommer zum Beispiel, wenn es am Abend draussen noch warm ist, dann trinke ich meinen Whisky gern Old fashioned – oder als Talasker Whiskey Sour. Es kommt immer darauf an.

Haben Sie denn bestimmte Rituale beim Trinken?

Bestimmt! Aber ich versuche eigentlich, keine Rituale zu benutzen. Ich mag immer gern viele Eiswürfel und ein Glas, das direkt neben mir steht. Ein grosses Glas Eiswasser muss auch immer dabei sein, um den Drink schon herunterzukühlen.

Gibt es auch einen speziellen Whisky für Frauen?

Darauf möchte ich nicht antworten. Whisky ist doch nicht geschlechterabhängig, es ist geschmacksabhängig. Viele meiner besten weiblichen Freude lieben den Talasker Whisky, der sehr intensiv und rauchig ist, – einige männliche Freude mögen ihn nicht. Es geht eben darum, welchen Geschmack man mag und welchen nicht.

Genauso beim Geschenk: Man steht vor einer riesigen Wand voller Whiskys und weiss nicht, welcher der richtige für den Beschenkten ist.  Meine Aufgabe ist es dann, herauszufinden, was derjenige mag ­– über bestimmte Fragen: Rotwein oder Weisswein, dunkle Schokolade oder helle. Ich nenne das «Flavour-Profiling».

Im Interview: Whisky-Experte Donald Colville aus Campbeltown

Whisky-Experte Donald Colville aus SchottlandColville hat in Campbeltown bei der Springbank Destillerie für J & A Mitchell gearbeitet.

Danach war er Global Brand Ambassador für Bunnahabhain Single Malt Whisky bei Burn Stewart Distillers.

Seit 2008 ist er Global Brand Ambassador von Diageo und hilft dort bei der Entwicklung von neuen innovativen Whiskys mit und gibt Whisky Kurse.

Zudem ist er ein Keeper of the Quaich, einer exklusiven internationalen Gemeinschaft, die von führenden Scotch Whisky Destillateuren gegründet wurde, und das Ziel hat, weltweit Menschen zu ehren, die sich für Scotch Whisky einsetzen.

Interview: Désirée Reinke und Lea Keller / Titelbild: Thinkstock, iStock, Jag_cz / weitere Bilder: Thinkstock, iStock, Zinkevych / bhofack2 / HandmadePictures

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