Massschuhe werden nach den Massen Ihres Fusses angefertigt und bieten den wohl besten Komfort. Wir haben ausprobiert, wie so eine Massanfertigung abläuft.
WO DRÜCKT DER SCHUH?

Schritt für Schritt zum perfekten Schuh – So werden Massschuhe gefertigt

Unsere Füsse tragen uns jeden Tag durchs Leben – und zum Dank stecken wir sie in enge, kleine Alltagsschuhe. Das passt nicht zusammen! Eine elegante und wohltuende Alternative sind Schuhe nach Mass. Wir haben daher getestet, wie eine Massanfertigung in Zürich abläuft.

Herbstlich-goldene Lichtstrahlen fallen durch die Fenster des unscheinbaren Ladens an der Selnaustrasse.  Zwischen den schweren Tweed-Stoffen und dem dunklen Holz der Regalwände treffen sie auf zwei kleine Spiegel – glänzend, aber nicht aus Glas. Gefertigt sind sie aus hochpoliertem Highshine-Leder, das den Rahmen eines besonders edlen Schuhwerks bildet, eines Massschuhs der Zürcher Firma «Redford Custommade».

Massschuhe Zürich – Die Vermessung

Gleiche Szene, drei Monate früher: Mit einem herzlichen Händedruck begrüsst mich Geschäftsführer Frank Flügel im Laden an der Selnaustrasse. Da der Verkaufsraum von «Redford Custommade» in Wädenswil ist, bietet er seinen Zürcher Kunden die Vermessung auch in Läden vor Ort an – wie hier im Verkaufsraum eines Herrenausstatters.

Den Schuh auswählen

Während ich mich meiner Schuhe entledige, stellt Herr Flügel eine Auswahl an Schuhen in verschiedenen Grössen vor mir auf: Loafer, Oxford, Budapester, mit oder ohne Kappe, verziert oder clean, aus einem Stück gefertigt oder genäht. Die Auswahl ist riesig – gut, dass es zu jeder Auswahl ein passendes Vorzeigestück gibt. Schnell ist mein Traumschuh zusammengestellt: Ein dunkelbrauner Oxford-Halbschuh mit Half Brogue-Verzierung aus Highshine-Leder.

Die Füsse vermessen

Nun startet auch schon das Vermessen. Zuerst geht es auf die Thermodruckplatte: Hier wird neben der Länge und Breite meiner Füsse auch die Druckverteilung, die Wristhöhe und die Form von Fersen und Ballen gemessen. Gibt es Auffälligkeiten, kann das bei einem Massschuh individuell berücksichtigt werden. Nun heisst es sechs Wochen warten...

Massschuhe Zürich – Das erste Fitting

Anhand meiner Masse wurde ein passender Leisten aus dem Sortiment von «Redford Custommade» ausgesucht, in den meisten Fällen aber wird ein individueller Leisten angefertigt. Ganz aus der Manufaktur in Italien kommen die edlen Treter nach Zürich und stehen nun vor mir: glänzend, elegant – und riesengross. Ob das wohl passen mag? Lächelnd reicht mir Herr Flügel zuerst den Schuh, dann einen Schuhanzieher.

Die Anzieh-Hilfe griffbereit auf der Armlehne schlüpfe ich in den Lederschuh hinein – viel zu gross. Aber wie kann das sein? Die Produktion von Damenmodellen stecke eben noch in Kinderschuhen, erklärt der Fachmann. Beim Aussuchen eines passenden Leistens müsse ein zu grosses Modell ausgewählt worden sein. Schade!

Massschuhe Zürich – Das zweite Fitting

Nach nochmals gut neun Wochen warten – dank Sommerferien der Manufaktur – ist es endlich soweit: Der gleiche Schuh wurde ein zweites Mal für mich angefertigt und nach Zürich geliefert. Herr Flügel ist zuversichtlich, als er mir die Massschuhe erneut überreicht – und behält recht. Obwohl sie auf den ersten Blick noch immer recht gross scheinen, sitzen sie perfekt!

Im Vergleich zu den Schuhen «von der Stange», die ich sonst trage, besitzen die Damen-Oxfords eine Kappe, die nicht vom Fuss ausfüllt wird. Dadurch wirkt der Schuh zwar recht lang, gleichzeitig aber auch sehr elegant.

Masschuhe Zürich – Das Fazit

Der Schuh, den «Redford Custommade» für mich angefertigt hat, ist ein kleines Meisterwerk, keine Frage. Er ist von bester Qualität, sieht sehr edel aus und fühlt sich beim Tragen angenehm an. Ein kleiner Wehrmutstropfen ist aber weiterhin – wie sollte es bei Frauen anders sein – die Grösse: Meine Füsse werden optisch vergrössert. Darüber war ich mir bei der Wahl eines Oxfords vorher nicht bewusst.

Wer aber weiss, welche Form ihm steht, hat mit einem Massschuh dieser Art die perfekte Wahl getroffen. Die Kosten für die Anfertigung liegen je nach Ausführung und Material bei rund 480 Franken, hinzu kommen die Kosten für den Leisten (500 bis 600 Franken). Dieser kann für jeden weiteren Massschuh verwendet werden.

Tipp: Ab sofort bietet «Redford Custommade» auch eine kostengünstige Alternative zum klassischen Holz-Leisten, nämlich den Leisten aus dem 3D-Drucker. Die Kosten dafür liegen bei einmalig 120 bis 140 Franken.

 

Text: Désirée Reinke/ Titelbild: Thinkstock, iStock, robertprzybysz

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