Mit dem Hubschrauber zum Wochenmarkt oder Kaviar im Wert von 70'000 Euro: Stephan Staats nimmt uns mit auf eine abenteuerliche und kulinarische Reise auf die Meere dieser Welt. In seinem Kochbuch «Staats’ Geheimnisse» erzählt er von seinem Leben als Koch auf der Luxusyacht.
Ein Snack für mehrere tausend Franken, exotische Bekanntschaften und schwerreiche Russen: Was sich nach der Kurzfassung einer Film Story à la Hollywood anhört, ist der Alltag vom Schiffskoch Stephan Staats. Der gebürtige Deutsche wanderte nach Neuseeland aus, ein paar Jahre später ist er jedoch auf den Meeren dieser Welt zuhause. Luxuriös und schön, wie es scheint, ist das Leben an Deck aber nicht immer. Erzählt wird von scharf gewürzten Abenteuern, mediterranen Speisen und dem Leben im «goldenen Käfig».
Stephans neuseeländische Bekannte entflammten damals seine Neugier, als sie ihm von der Arbeit an Bord und der hohen Entlohnung dafür erzählten. Getrieben von Abenteuerlust, und natürlich auch dem Geld, machte er sich auf den Weg nach Frankreich. Stephans Geschichte beginnt in Antibes bei Nizza, dem Mekka für Luxusyachten. An der Côte d’Azur schaukeln die Kolossen sanft auf den Wellen des Mittelmeeres hin und her, fernab von dem, was sich ein paar Meter weiter entfernt an Land abspielt. Dass diese Welten zwei Paar Schuhe sind, merkt Staat ziemlich schnell.
Die materiellen Annehmlichkeiten der Milliardäre
Der ganze Reichtum der Eigner erschliesst sich erst vollständig beim Anblick des Prunks und Glamours auf dem Boot, also hinter der Fassade: Hydraulische Weinkeller oder Swimmingpools mit Glaswand, die an Seewasseraquarien mit exotischen Meeresbewohnern grenzen, gehören zu ihren Spielzeugen. Garagen in den Seitenwänden der Schiffe oder gar ein Raketenabwehrsystem sind ebenfalls beliebte Gadgets der Superyachten. Die Superreichen laden gerne ihre ebenfalls superreichen Freunde auf die Yacht ein, schliesslich ist das Gefährt ein Statussymbol und wird gerne präsentiert. Nach einer Besichtigungstour wird gegessen – und zwar en masse. Genau hier kommt Stephan Staats zum Einsatz.
Mit dem Helikopter zum Wochenmarkt
Als Küchenchef muss Stephan einschätzen können, wie viel Vorrat er für eine mehrwöchige Reise auf der Yacht braucht um die Vorratskammer zu füllen. Die Basiszutaten wie Mehl, Reis und Wasser werden in grossen Mengen und verschiedenen Varianten eingekauft. Damit ist die Arbeit jedoch noch nicht getan: Gemüse, Obst, Fisch und Fleisch müssen wöchentlich am nächst gelegenen Hafen frisch auf dem Markt besorgt werden. Bei Spezialwünschen des Eigners ist kein Weg zu weit, um die Delikatesse beim Fachhändler zu besorgen. Auch wenn dies einen Ausflug mit einem Helikopter oder Privatjet in eine Stadt wie London bedeutet. Ausgefallene Sonderwünsche sind jedoch die Ausnahme und nicht die Regel. Am liebsten wird auf dem Schiff so gegessen, wie es im aktuellen Aufenthaltsort üblich ist.
Von 42 Eissorten und exquisiten Frühstückseiern
Grundsätzlich gilt, Stephan muss jeden kulinarischen Wunsch der Yachtbesitzer umgehend erfüllen können. Auch wenn dies bedeutet, einem sieben Jährigen mit einem 90 Millionen-Schiff zu dienen. Geld spielt auf den Yachten keine Rolle und so ist es nicht ungewöhnlich, dass ein Junior bereits über eine solche Superyacht verfügt. Aufgrund der grossen Vorliebe für Eiscremes nennt Chef Stephan den kleinen Russen liebevoll «Eisprinz». Wie die Grossen hat dieser bereits besondere Wünsche, wenn es um Kulinarik geht. So muss das morgendliche Frühstücksei genau vier Minuten und 23 Sekunden gekocht werden – alles kein Problem für den Koch. Erst als dieser eines Tages nach Ei-Eis fragt, muss selbst Chef Stephan stutzen.
Knastkultur an Bord- alles andere als Zuckerschlecken
«Eine amerikanische Langzeitstudie hat ergeben, dass auf Yachten, die monatelang unterwegs sind, eine Kultur entsteht, die der in Knästen sehr ähnlich ist.» Das Zusammenleben auf engstem Raum und das schnelllebig Geschäft sind nichts für schwache Nerven – und heizt sogar die friedlichen Gemüter an. Handgreiflichkeiten sind ein absolutes No Go an Bord, wer dagegen verstösst, wird Ruckzuck am nächsten Ankerplatz an Land gelassen – ohne Rückfahrschein. Stefan nennt das Leben auf der Yacht gerne «das Leben in einem goldenen Käfig», nebst Luxus und Prunk herrschen auch ganz andere Sitten.
Rezepte aus den Küstenorten Europas
Wir sind fasziniert von den Geschichten Staats und haben uns gespannt durch seine «Geheimnisse» geblättert. Nun nehmen wir Sie mit auf die abenteuerliche Reise durch die mediterrane Küche und geben Stefans Menüs à la Bordküche preis.
Für 4 Portionen (ca. 20 Ravioli)
Teig:
220 g Mehl plus etwas für die Arbeitsfläche 1⁄2 EL Salz 1 Eigelb 50 ml Olivenöl
Füllung:
20 ml Olivenöl
1⁄2 Zwiebel oder 1 Frühlingszwiebel, in sehr feine Würfel geschnitten
1⁄2 Stange Lauch, nur weißer Teil, in sehr feine Streifen geschnitten
2 Thymianzweige
150 g Mangold, nur grüner Teil, grob gehackt, oder Spinat ohne Stängel
50 g Hüttenkäse oder Ricotta, gut ausgedrückt
20 g Parmesan, gerieben
Zesten von 1⁄4 unbehandelten Zitrone
1 Eiweiß, geschlagen
Ausserdem:
30 ml Pflanzenöl 1 Butter Flocke
1. Für den Teig Mehl und Salz in eine große Schüssel sieben. Eigelb und Olivenöl dazugeben und mit einer Gabel einrühren. Nach und nach 4 EL kaltes Wasser dazugeben, bis sich ein grob zusammenhängender Teig bildet. Den Teig aus der Schüssel nehmen und auf einer mit Mehl bestäubten Arbeitsfläche etwa 5 Minuten mit den Händen durchkneten, bis er glatt und elastisch ist. In Klarsichtfolie wickeln und 20 Minuten zum Ruhen in den Kühlschrank legen. 2. Für die Füllung das Olivenöl in einer Pfanne erhitzen. Zwiebeln, Lauch und Thymian 5 Minuten anbraten. Mangold dazugeben und alles weitere 5 Minuten bei mittlerer Hitze braten. Das Gemüse in eine Schüssel füllen und gut mit Hüttenkäse, Parmesan und Zitronenzesten vermischen. Die Thymianzweige entfernen und die Mischung zum Abkühlen zur Seite stellen. Falls sich Flüssigkeit in der Schüssel bildet, diese abgießen; die Füllung darf feucht, aber nicht nass sein. 3. Den Teig aus dem Kühlschrank nehmen und auf einer bemehlten Arbeitsplatte 2 mm dick ausrollen. Wenn nötig, den Teig beim Ausrollen leicht mit Mehl bestäuben, damit er nicht am Nudelholz kleben bleibt. Mit einem Ring Kreise von 6 cm Durchmesser ausstechen. Die Abschnitte zusammen nochmals ausrollen, bis etwa 20 Teigkreise entstanden sind. 4. Teigstücke mit dem Eiweiß einpinseln. Jeweils etwa 1 TL Füllung knapp neben die Mitte setzen. Die bis zum Teigrand längere Seite über der Füllung einschlagen, sodass Halbkreise entstehen. Teig leicht andrücken. Darauf achten, dass keine Lufteinschlüsse in der Raviolitasche entstehen. Mit einer Gabel die aufeinanderliegenden Kanten gut zusammendrücken. 5. Ravioli auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech legen und 10 Minuten in den Kühlschrank stellen. Die Kälte gibt den Ravioli Stabilität beim späteren Braten und verhindert, dass sie auseinanderbrechen. Etwas Pflanzenöl und Butter in einer Pfanne auf mittlerer Hitze erhitzen und die Teigtaschen darin 5–7 Minuten goldbraun backen. Ich wende sie alle 60 Sekunden, um ein gleichmäßiges Resultat zu erzielen